Interview mit Carina Gohmann
2.Vorsitzende von Hunderettung Europa

Kannst du ein paar persönliche Informationen mit uns teilen, z.B. Familienstand, Alter, Wohnort, Haustiere?
Ich wohne mit meinem Partner und unserer Hündin Mirna, die ich vor 11 Jahren aus einer kroatischen Tötungsstation gerettet habe, in Moers, NRW. Ich bin 33 Jahre (Geburtstag 12.02.92). Zusätzlich zu Mirna habe ich immer mal wieder Pflegehunde von uns, mittlerweile waren es schon über 20 Hunde.
Was ist dein beruflicher Background? Was ist deine Expertise und Aufgabe im Verein?
Ich bin gelernte Veranstaltungskauffrau. Später habe ich in der Heimtierbranche gearbeitet und angefangen, mich ehrenamtlich in verschiedenen Tierschutzorganisationen zu engagieren. Ich war jährlich mehrmals in Rumänien, habe die Hunde auf Social Media eingestellt, Vor- und Nachkontrollen organisiert und sehr viele selbst durchgeführt. Ich war Sammelstelle, habe Spendenquittungen erstellt und vor allem habe ich Hunde vermittelt. Ich habe alles gemacht, was zur Vereinsarbeit gehört. Außerdem bin ich seit über 10 Jahren Pflegestelle. Ich hatte Welpen, Gnadenplatzhunde, kleine und große Hunde oder Hunde mit Herausforderungen bei mir zur Pflege. Später habe ich mich dann noch in einem deutschen Tierheim als Gassigängerin engagiert und dort dann Svenja kennengelernt.
Ich bin die 2. Vorsitzende bei Hunderettung Europa e.V. und zuständig für den Bereich Vermittlung. Dazu zählt nicht nur, Hunde und Katzen sehr gewissenhaft und nachhaltig zu vermitteln. Wir optimieren ständig unsere Vermittlungsprozesse, haben mittlerweile z.B. auch ein eigenes Team aus Hundetrainer:innen und Verhaltensberater:innen. Dieses Team steht sowohl unserem Vermittlungsteam, als auch unseren Adoptant:innen zur Seite. Außerdem kümmere ich mich um viele bürokratische und administrative Aufgaben, vor allem um Verträge und die Ausreise-Vorbereitungen. Mir ist es sehr wichtig, dass wir gewissenhaft und seriös vermitteln – mit allem, was dazugehört.
Wie bist du zum Tierschutz gekommen? Gab es ein Schlüsselerlebnis?
Ich wollte schon als kleines Kind einen Hund retten – die berufliche Situation meiner Eltern hat das aber nie zugelassen. 2013 konnte ich dann endlich meinen ersten Hund adoptieren. Schon als Kind habe ich einen Gnadenhof gezeichnet, den ich später mal haben möchte. Und ich habe meine Kuscheltier-Hunde bei „Tiere suchen ein Zuhause“ im Spiel vorgestellt. Der Tierschutz steckt bei mir wohl schon in den Kinderschuhen.
Was bedeutet Tierschutz für dich persönlich – in einem Satz?
Für mich bedeutet Tierschutz, Verantwortung für Tiere zu übernehmen und ihnen eine Stimme zu geben.
Was war bisher eure größte Herausforderung – und wie habt ihr sie gemeistert?
Für mich persönlich war es die Vereinsgründung. Manchmal sind wir wirklich verzweifelt und ich dachte, wir schaffen es nie. Mit viel Geduld und vielen Nerven, die wir verloren haben, haben wir es dann letztendlich nach einem Jahr geschafft, Hunderettung Europa e.V. zu gründen.
Wie hat der Tierschutz dein Leben verändert – persönlich und vielleicht auch ganz praktisch?
Der Tierschutz hat mein ganzes Leben verändert und vor allem meine Sicht auf die Welt verändert. Es hat mir die Augen geöffnet, wofür ich sehr dankbar bin. Ich wünsche mir, dass Menschen diesbezüglich offen sind und verstehen, was wir den Tieren tagtäglich antun.
Warum hast du dich entschieden, diesen Verein zu gründen?
Svenja und ich haben Delia damals in ihrem Tierheim in Rumänien besucht und haben sehr schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge sind, die selben Ansichten teilen und wir Delia gerne mehr unterstützen wollten. Sie hatte keine Unterstützung, ca. 100 Hunde, mitten auf dem Feld, ohne Strom, Wasser, geschweige denn Gebäude. Uns war klar, wir wollen was bewegen, haben Großes vor und wollen nachhaltig die Welt verändern.
Was unterscheidet euren Verein von anderen Organisationen?
Hunderettung Europa steht für nachhaltigen Tierschutz, den wir konsequent leben: sei es durch tausende Kastrationen vor Ort oder eine sehr gewissenhafte Vermittlung. Außerdem hört Tierschutz bei uns nicht bei den Haustieren auf. Wir verzichten auch sonst auf Tierleid und feiern unsere Feste z.B. immer vegan. Auch im Tierheim ernähren wir uns rein pflanzlich. Wir sind bunt und tolerant, jede:r ist bei uns willkommen.
Und aus Vermittlungssicht: Wir haben ein eigenes Team bestehend aus Hundetrainer:innen, die unsere Hunde einschätzen, und haben sogar eine Trainerin vor Ort. Uns ist wichtig, die Hunde gut zu kennen und ein wirklich passendes Zuhause zu finden.
Was ist dir im Leben besonders wichtig – neben dem Tierschutz?
Natürlich ganz klar: Meine Familie, meine Tiere, meine Freund:innen. Mir ist wichtig, meine Zeit in gute und sinnvolle Dinge zu stecken, sie ist begrenzt und kostbar. Ich möchte mich auf das konzentrieren, was im Leben wirklich zählt und bewusst Dinge tun, die mir gut tun, um einen Ausgleich zum oft belastenden und emotionalen Tierschutz zu suchen. Ich liebe es z.B. zu backen oder zu kochen.
Gibt es einen Leitsatz oder ein Motto, das dich begleitet?
Für eine Welt, in der Mitgefühl die stärkste Sprache ist.
Zusatzfrage: Kannst du eine Lektüre oder einen Film empfehlen?
Lektüre: Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen.